Maria Tacke

Dank an Thich Nhat Hanh

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Liebe Freundinnen und Freunde auf dem Weg,

wie viele von euch bereits mitbekommen haben, hat Thich Nhat Hanh am 22. Januar im Alter von 95 Jahren seinen Körper verlassen und sich auf die große Reise begeben. Für mich war er der wichtigste Lehrer, den ich in meinem Leben hatte und der meinen Weg am meisten geprägt hat.
Er wurde in seinem Wirken in der buddhistischen Welt als “2nd to the Dalai Lama” bezeichnet, da es wohl kaum einen Lehrer gab der sein gesamtes Leben dem Aufbau einer Tradition gewidmet hat, die dem modernen westlichen Geist in all seiner Verwirrung sowohl Orientierung als auch tiefe Zugehörigkeit zum Leben im Rahmen einer konkreten Bewusstseinspraxis für das tägliche Leben geschenkt hat. Für Millionen von Menschen hat er eine tiefe spirituelle Basis gelegt und ist aufgrund seiner eigenen Biografie als Flüchtling während des Vietnamkrieges ein Inbegriff des Friedens und der Möglichkeit zur Veränderung und Transformation unseres Bewusstseins in Bereichen, die wir für unmöglich halten. Er hinterlässt ein gewaltiges geistig-spirituelles Erbe und hat kaum wie ein anderer verstanden, wie wichtig es ist, dieses vor dem Tod bereits zu übergeben. Er hat uns immer wieder darauf hingewiesen, wie wesentlich sie Ausrichtung auf Maitreya, den Buddha der Zukunft ist, der ein Sinnbild für die Gemeinschaft als Ganzes ist. Und so hat er den Begriff der Sangha maßgeblich im Westen verbreitet und mit seinem Weggang uns die Verantwortung übergeben, in unserem Leben mit den Menschen um uns Gemeinschaft zu kreieren, wie auch immer das für jeden von uns aussehen mag. Thay, wie er innerhalb der internationalen Sangha genannt wurde, war ein Revolutionär der Liebe, der in seinem Mitgefühl und seiner Sanftheit keine Grenzen kannte und dabei nicht die Klarheit eines ZEN Meisters gescheut hat, wenn es darum ging, sein eigenes Leiden zu erkennen, das uns von der Liebe trennt. Ich danke dir, Thay, für all das, was du dieser Welt geschenkt und übertragen hast.

Nach dem ersten Schrecken gestern Morgen, als ich die Nachricht erhielt, zogen viele Erinnerungen und eine tiefe Dankbarkeit an die Zeit mit ihm durch mich hindurch. Ich durfte ihn so nah über so viele Jahre erleben und weiß nicht, wo ich heute stünde ohne meine tiefe Anbindung an diese Praxis. Wer bei ihm irgendwelche Guru-Allüren suchte, wurde nicht fündig, denn er hat uns voll in unsere Verantwortung genommen mit all der Liebe die er hatte für alles Lebendige.

Danke Thay, danke!