Maria Tacke
Unser Herz ist das stärkste elektromagnetische Feld, welches unser Körper aufbauen kann, weitaus stärker als das unseres Gehirns oder der Retina – eine Schwingung auf der physisch messbaren und noch viel mehr energetisch und sensitiv wahrnehmbaren Ebene unseres Menschseins.
Was bedeutet das für uns als “Sentient Beings”, als fühlende Wesen?
Ob bewusst oder unbewusst befinden wir uns beständig auf der Suche nach Resonanzflächen, mit denen unser Herz schwingen kann, die seine Sprache sprechen.
Die Natur beispielsweise scheint ein Schwingungsfeld zu haben, das unser Herz einlädt, sich auszudehnen und in einen Austausch von heilsamer Information zu gehen.
Doch noch viel mehr sehnt es sich in den meisten Menschen nach der Resonanzfläche eines anderen Herzens, einen Raum, in dem es Beantwortung findet. Für viele Menschen ist allein das Sein unter Menschen schon eine Erleichterung, denn unsere Nervensysteme sind so geprägt, dass sie sich in der Tiefe nur mit anderen Nervensystemen regulieren können, und diese sprechen ihre ganz eigene, wortlose Sprache.
Auf einer Postkarte, die sich schon seit Jahren in meiner Sammlung befindet, steht das Zitat:
“Liebe besteht darin, Ruhe in einem anderen Herzen zu finden.”
Dieser Ausspruch hat immer etwas Tiefes in mir angerührt, obgleich meine buddhistischen Wurzeln mir vermittelt haben, wie wichtig es ist, dass wir eine Insel für uns selbst sein können. Beides scheint sich gegenseitig zu bedingen, denn wenn ich auf meiner Insel sein kann, so habe ich die Möglichkeit meine Fühler wirklich nach ein Gegenüber auszustrecken, in Bewusstheit und fühlender Präsenz.
Wo stehen wir als Menschen jetzt und heute und welche Ebene unseres Seins und Wirkens scheint angesichts von massiven psychischen Nöten und Kriegen in der größeren Dimension ganz offensichtlich nicht zu funktionieren?
Wir sind Wesen, die Resonanz und Beantwortung brauchen und geben können. In dem Wissen, dass überall Herzen um uns sind auf der bewussten oder unbewussten Suche nach einer stabilen und ausdauernden Resonanzfläche eines anderen Herzens, das sich nicht erschüttern lässt durch die Verletzungen und Schutzschichten, die ihr entgegengebracht werden könnten – so ist dies doch eine große spirituelle Leistung inmitten des täglichen Wahnsinns der letzten Monate, einen standhaften, resonanzfähigen Ruhepol zu bieten.
Ich weiß, dass sich mein Herz in der Tiefe danach sehnt, diesen Pol zu erfahren und zu leben, im Alltäglichen, mit den Menschen, die mich umgeben. Und all zu oft scheitert diese Begegnung, wenn es zu viel auf beiden Seiten bedarf.
Wann habe ich also die Entscheidung?
Wenn es mir gelingt, eine Dynamik der Bezogenheit aufzubauen, für eine Stunde, für einen Tag, für einen Augenblick – und der zählt…und der kollektiven, unsicheren Suche nach Geborgenheit und Verbindung eine Antwort zu schenken, dann kann sich das Feld um uns bereits wandeln und ausdehnen, aufatmen für diesen Augenblick.
Mir scheint, dass dies die eigentliche Bewegung spirituellen Wachstums in unserer heutigen Zeit ist – und sie braucht Mut, den Mut, unsere Befindlichkeiten hinter uns zu lassen, wenn es uns möglich ist. Und auch den Mut uns anzuvertrauen, wenn wir verzweifelt auf der Suche sind.
Ohne daraus gleich einen heroischen spirituellen Anspruch zu machen, darf ich in diesen Zeiten der Frage folgen, was mich unterstützt, meinen inneren Raum resonanzfähig und offen zu halten.
Was ist es genau, was uns nährt? Die Beziehung zum anderen und die Bezogenheit auf das, was in uns ist.
Letztlich ist dies in der Tiefe auch kein Widerspruch, denn ich falle immer in den EINEN Raum des Vertrauens und des Lebens, wenn ich meine innere Begrenztheit loslasse.
Namasté